Zunahme psychischer Erkrankungen – ein gesamtgesellschaftliches Problem mit großen wirtschaftlichen Folgen für Unternehmen
Trotz (oder wegen) der Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, steigen die Krankheitsfälle und Fehltage aufgrund psychischer Störungen. In den Statistiken rangieren sie auf Platz 2 der häufigsten Krankheitsursachen hinter den Erkrankungen des Bewegungsapparates. Bei Frühberentungen nehmen psychische Erkrankungen als Grund bereits deutlich Platz 1 ein. Laut jüngster DAK-Studie hat die Zahl psychischer Erkrankungen in den vergangenen 12 Jahren um 85 % zugenommen.
Nicht nur die Arbeitsverdichtung ist Ursache für die Überbelastung, die letztlich zum seelischen Zusammenbruch führt. Strukturen, die früher Sicherheit gaben, haben sich verändert. War es vor 30 Jahren noch normal, einen Arbeitsplatz bis zum Arbeitszeitende zu besetzen und nach der täglichen Arbeit in feste Familienstrukturen zurückzukehren, ist diese Form von äußerer Sicherheit und Stabilität heute oft nicht mehr gegeben. Zweijahresverträge oder Zeitarbeitsverträge bergen ohnehin Unsicherheit, aber auch zwischenmenschliche Beziehungen gehen leicht auseinander, wenn man sich nicht ständig darum bemüht.
Hinzu kommt die ständige Erreichbarkeit über Handy und E-Mail, wodurch Ruhephasen an Feierabenden und Wochenende, ja sogar im Urlaub, immer wieder gestört werden. Und schließlich ist Entspannung vor dem Fernseher oder stundenlange Spiele am PC auch nicht annähernd so erholsam, wie früher Spieleabende, Spaziergänge oder Vereinsaktivitäten. Da ist einiges aus dem Gleichgewicht geraten. Reizüberflutung während der Arbeitszeit genau wie in der Freizeit, lassen den Menschen nicht zur Ruhe kommen. Für Dauerstress sind wir Menschen aber nicht geeignet.
Wenn es zum Burnout oder zur Depression kommt, dann sind rund 40 Krankentage der Schnitt. Für Unternehmen heißt das aber nicht, dass nur diese Fehlzeiten ausgeglichen werden müssen. Anders als bei organischen Leiden, sind die Betroffenen psychischer Erkrankungen lange Zeit vorher nur eingeschränkt leistungsfähig. Und nach ihrer langen Fehlzeit folgt in vielen Fällen eine lange Eingliederungsphase, in der sie ihre Belastbarkeit testen können. Nicht nur die Betroffenen testen sie, auch die Kollegen und die Abteilung. Häufig entsteht eine große Unsicherheit aller Beteiligten darüber, was man dem Kranken nun wieder zumuten kann und nicht selten ist der erkrankte Mitarbeiter auch nicht mehr bereit und in der Lage, sich wieder in das Hamsterrad zu begeben, das ihn krank gemacht hat. Er wird verändert aus der Krankheitsphase zurückkehren und sich bewusst schonen, um nicht gleich wieder auszufallen.
Statistiken sagen aus, dass 38 % der Frauen und 28 % der Männer sich vorzeitig aufgrund psychischer Leiden berenten lassen. Auch hier kann man davon ausgehen, dass sie bis zur Berentung nicht mehr die Leistung erbringen, für die sie einst eingestellt wurden und bezahlt werden.
Trotz aller Aufklärung werden heute noch viele psychische Erkrankungen nicht als solche erkannt, sondern als körperliche Leiden diagnostiziert und sie gehen als solche auch in die Statistiken ein. Zahlreiche Menschen gehen mit Herzbeschwerden zum Arzt und beginnen einen Arzt-Marathon, weil Ärzte nichts finden können, die Beschwerden aber da sind, und dahinter steckt zum Beispiel eine Angststörung mit Panikattacken.
Aber auch Magenschleimhautentzündungen, Asthma, Darmentzündungen, chronische Niereninsuffizienz oder endokrinologische Erkrankungen sind sehr oft die Folge von Dauerstress, erscheinen in der Statistik aber als organische Leiden, die sie eben auch sind, aber mit psychischem Hintergrund. Laut jüngster DAK-Studie werden selbst Rückenleiden weniger körperlicher Belastung zugeschrieben, sondern als Symptom psychischer Leiden diagnostiziert.
Ich möchte Ihnen deutlich machen, dass sich psychische Erkrankungen auf ein Unternehmen anders auswirken als körperliche Erkrankungen. Burnout zum Beispiel ist ein schleichender Prozess. Schon lange vorher äußern sich die Symptome:
o Konzentrationsstörungen führen zu einer höheren Fehlerquote.
o Antriebsstörungen und Schlafstörungen führen zu verminderter Leistungsfähigkeit.
o Selbstzweifel und damit verbundene Unsicherheit führen zu Fehlentscheidungen, Entscheidungsschwächen und Handlungsblockaden.
o Die gestörte Emotionalität und Gereiztheit führt zu Konflikten mit Kunden und/oder Kollegen. Somit sind also nicht nur die Kranken selbst betroffen, sondern alle, die mit ihnen zu tun haben.
Betroffene wollen ihre Erschöpfung oft nicht wahrhaben und versuchen trotzdem zu funktionieren. Doch würden sie in diesen ersten Erschöpfungsphasen Hilfe bekommen und innere Einstellungen oder ihr Freizeitprogramm ändern oder ihre ständige Erreichbarkeit zurückschrauben, dann ließen sich ernsthafte psychische Erkrankungen vermeiden. Deshalb ist Prävention so wichtig.
»Durch Prävention lässt sich der totale Zusammenbruch verhindern und Lebensqualität steigern. Und das kommt allen zugute – auch Ihrem Unternehmen. «
Ziel von Präventionsseminaren und eventueller sich anschließender Einzelcoachings ist es, den Mitarbeitern eine gesundheitsfördernde Einstellung zu vermitteln, die dauerhaft ist und zu echter Lebensqualität führt.
Eine psychische Störung wie Burnout entsteht, wenn die Balance zwischen den immer höheren Anforderungen und Selbstfürsorge nicht gelingt, wenn Menschen den Kontakt zu sich selbst verlieren und fremdbestimmt nur noch funktionieren. Im Grunde ist es ein gesamtgesellschaftliches Problem, das nicht nur am Arbeitsplatz entsteht. Dennoch ist der Arbeitgeber gefordert, sich um die Gesundheit seiner Mitarbeiter zu kümmern, aus menschlichen und auch aus unternehmerischen Gründen.